Gastbeitrag von Andrea Michalowski von ARTS&DESIGN.

Die 5 größten Sünden im Grafikdesign und wie du sie vermeidest
Die 5 größten Sünden im Grafikdesign und wie du sie vermeidest

“Wer nicht wirbt, stirbt!”

Dieses Zitat von Henry Ford (1) hat gerade heute in Zeiten unsicherer Märkte und steigendem Fachkräftemangel an Bedeutung gewonnen. Um neue Kunden zu erschließen und Mitarbeiter zu gewinnen, müssen Unternehmen ihr Profil und ihre Markenbotschaften in die Welt tragen. Es kann jedoch zu einem großen Problem werden, wenn Werbeaktivitäten nur noch unzureichend stattfinden, weil entsprechende Materialien nicht vorhanden sind oder deren Qualität ungenügend ist.

Aber genau diese unzureichende Qualität ist immer wieder zu sehen, sowohl im Print- als auch Onlinebereich:

  • Visitenkarten, bei denen Kontaktdaten fehlen,
  • Flyer auf denen relevante Kontaktdaten fehlen und Typografie, die kaum lesbar ist oder
  • Bildmaterial, das zu bunt oder zu farblos ist und alles andere wiedergibt als die eigentliche Markenbotschaft.

Die Liste ließe sich endlos fortführen. Mit schlecht designten Werbematerialien verschenkst du jedoch die Chance, auf dein Produkt aufmerksam zu machen – egal wie gut das Produkt auch immer sein mag.

Um beispielsweise mit einem Post in den sozialen Medien die Aufmerksamkeit der Betrachter zu gewinnen, hast du ca. 1,7 Sekunden Zeit (manche Studien sprechen auch von 2,5 Sekunden). Das ist nicht sehr viel. In genau der gleichen Zeit könntest du z.B.:

  • bei Rot über eine Ampel fahren,
  • im Fußball ein Tor schießen oder
  • ein Stück Schokolade essen.

Selbst ein Augenblick -also die Zeitspanne zwischen zwei Lidschlägen – dauert mit vier bis sechs Sekunden länger.

Das hat weniger mit uns als Personen zu tun, als vielmehr mit der Tatsache, dass wir tagtäglich einer Flut an Informationen ausgesetzt sind und immer mehr Informationen um unsere Aufmerksamkeit konkurrieren. Auch unsere Aufmerksamkeitsspanne wird immer kürzer. Betrug sie um die Jahrtausendwende durchschnittlich noch 180 Sekunden, ist sie in den letzten 20 Jahren auf ca. 47 Sekunden zurückgegangen. Junge Menschen scrollen beispielsweise doppelt so schnell wie ältere Menschen durch ihren News-Feed der Social-Media-Plattform.

Es wird also zunehmend schwieriger, mit der eigenen Markenbotschaft in der Flut der Informationen nicht unterzugehen. Und schlecht designtes Material trägt sicherlich nicht dazu bei, die Betrachter aus der multimedialen Berieselungsmaschinerie zu reißen.

Aber woher kommen die Sünden im Grafikdesign

Beispielplakat
Beispielplakat
Eigentlich kann man es kaum erklären, warum die Qualität von Flyern, Social-Media-Posts & Co. hier und da zu wünschen übrig lässt. Grundsätzlich muss man erst mal kein Designprofi sein, um beispielsweise zu sehen, dass etwas schlecht lesbar ist, z.B. dieses Plakat:

Schon beim Vorbeigehen lässt sich kaum erkennen, um was es an dieser Stelle geht – geschweige denn beim Vorbeifahren. Niemand würde – so wie ich aus rein beruflichen Grünen – stehen bleiben oder womöglich extra die Straßenseite wechseln, nur um zu entziffern, was auf dem Plakat geschrieben steht.

Oft sind es nur ein paar Handgriffe, die darüber entscheiden, ob etwas gut oder schlecht lesbar ist bzw. Aufmerksamkeit erregt oder eben auch nicht.

Neben den typografischen Designsünden gibt es aber noch ein paar weitere Faktoren, die zu einem mehr oder weniger missglückten Designwerk führen können.

Welches sind nun die 5 größten Sünden im Grafikdesign und wie kannst du sie vermeiden?

Schlechte Typografie und Schriftsalat
Schlechte Typografie und Schriftsalat

1. Schlechte Typografie und Schriftsalat

Eine der Grundregeln der Typografie lautet: Verwende nicht mehr als zwei bis maximal drei Schriftarten. Zu viele unterschiedliche Schriften, unterschiedliche Schriftschnitte oder Laufweiten verwirren das Auge und vermitteln ein Gefühl von Unruhe. Du kennst das sicherlich von den Speisekarten der Pizza-Lieferdienste. Bei den meisten ist man völlig erschlagen von den vielen Informationen, was nicht nur an der Menge, sondern auch an der Typografie liegt.

Auch langweilige Schriften sind selten der Hingucker. Den meisten ist sie bekannt – die Schriftart Comic Sans. Vor allem zu Beginn des Internet-Zeitalters wurde sie oft und gerne eingesetzt, um Kreativität und Leichtigkeit zu vermitteln. Inzwischen gilt sie als langweilig, altbacken und angestaubt. Sind die Schriftarten jedoch zu extrem, schränken sie die Lesbarkeit ein und sind so für den Betrachter uninteressant.

Deshalb:
Lieber ein bis zwei Schriftarten verwenden, die gut lesbar sind und das Auge des Betrachters bewusst durch den Einsatz von verschiedenen Schriftstärken lenken.

Zu wenig Kontrast
Zu wenig Kontrast

2. Zu wenig oder zu viel Kontrast

Geschmäcker sind ja bekanntlich verschieden. Dennoch sollte man sich nicht allein auf seinen eigenen Geschmack und sein subjektives Empfinden verlassen. Kontraste und deren Wirkung oder den Farbkreis und die damit verbundene Farbenlehre im Hinterkopf zu behalten, ist wichtig und kann auf keinen Fall schaden.

Es gibt Farbkombinationen, die grundsätzlich sehr intensiv und vollkommen wirken – denken wir nur an die klassische Weihnachtsdeko in Rot-Grün. Willst du einen Text mit dieser Farbkombination darstellen oder ein Design barrierefrei gestalten, gerät diese Farbkombination schnell an ihre Grenzen, z.B. bei einer Rot-Grün-Schwäche.

Es gibt aber auch Farbkombinationen, die per se eine gute Leserlichkeit ausschließen, z.B. die Farbkombination Rot-Türkis als schwächsten Hell-Dunkel-Kontrast.

Nicht nur Farbkombinationen und Kontraste in der Typografie, sondern auch in Bildern sind oft problematisch. Zum einen kann man mit unterschiedlicher farblicher Ausrichtung eines einzigen Bildes völlig unterschiedliche Botschaften übermitteln, Zum anderen gehen beispielsweise kontrastarme Bilder schnell in der Maße unter, denken wir an die Zeit, die uns bleibt, um Aufmerksamkeit zu erregen.

Welches Bild erzeugt wohl eher Aufmerksamkeit beim Betrachter?

Zu wenig Kontrast bei Bildern
Zu wenig Kontrast bei Bildern

Deshalb:
Auf passende Farben und gute Farbkombinationen/Kontraste achten und kontrastreiches Bildmaterial verwenden.

Too much information
Too much information

3. Too much Information

Wer kennt sie nicht:

  • Flyer oder Plakate, die überladen sind mit viel zu vielen Informationen oder
  • Social-Media-Posts, bei denen bereits das Bild alle wichtigen und auch unwichtigen Informationen enthält.

Niemand hat Lust, sich mühsam alle wichtigen Informationen erschließen zu müssen. Unübersichtliche Flyer mit zu viel Text werden schnell entsorgt und im Social-Media-Feed wird einfach weitergescrollt, wenn dem Betrachter nicht innerhalb kürzester Zeit klar ist, worum es gerade geht.

Auf einem Flyer beispielsweise müssen nicht immer alle Angaben drauf, die einem vielleicht zunächst wichtig erscheinen. Es lohnt sich genau zu überlegen, welche Informationen die Zielgruppe braucht. Unter Umständen reichen die Telefonnummer und ein QR-Code, der zur Webseite führt – je nach Zielgruppe und ob das Unternehmen schon bekannt ist.

Zu viel Information macht es für das Auge schwierig, den Fokus auf die wesentlichen Informationen zu legen, geschweige denn zu behalten. Wichtige Informationen gehen unter oder werden nicht vermittelt.

Deshalb:
Grundsätzlich gilt: So viel wie nötig und so wenig wie möglich! Um den Betrachter nicht zu verwirren oder auch abzuschrecken, sich lieber auf die wesentlichen Informationen beschränken und auf zusätzliche Informationen verweisen oder bei einem Social-Media-Post im Begleittext unterbringen.

Schlechte und unpraktikable Logos
Schlechte und unpraktikable Logos

4. Schlechte und unpraktikable Logos

Das Logo ist meist das Herzstück des Unternehmens. Das Entwickeln oder auch das Redesign eines Firmenlogos kann zuweilen eine schwierige Aufgabe sein und ist bei Weitem nicht immer von Erfolg gekrönt. Es gibt viele Möglichkeiten, ein Logo unbrauchbar werden zu lassen. Sie können:

  • anderen Logos ähneln (Plagiat),
  • zu viele oder zu wenig Details besitzen,
  • zu viele Farben oder Farbverläufe haben oder
  • zu viele Dinge auf einmal sagen.

Und das sind nur einige Punkte. Es gibt viele Logs, bei denen man denkt: “Hätte der Designer doch besser noch mal eine Nacht darüber geschlafen.” 😉

Aber worauf kommt es bei gutem Logo-Design an?

  • Das Logo sollte nicht zu komplex sein!
    Ist ein Logo zu detailreich, gerät der Einsatz des Logos schnell an seine Grenzen. Wenn du beispielsweise ein komplexes Logo auf einem Kugelschreiber oder einer Visitenkarte verwenden willst, kann es u.U. sein, dass die Konturen verlaufen und das Logo nur noch wie ein Klecks aussieht.
  • Das Logo sollte nicht zu bunt sein und keine Farbverläufe haben!
    Zu viele Farben in einem Logo können es unruhig und überladen wirken lassen. Außerdem kann es die große Farbigkeit schwierig machen, das Logo auch in Schwarz-Weiß-Anwendungen zum Einsatz zu bringen (z.B. weißes Logo auf dunklem Hintergrund).
  • Das Logo sollte immer zum Unternehmen passen!
    Ein Logo sollte natürlich auch immer zum Image passen und wiedergeben, wofür das Unternehmen steht. Es macht beispielsweise wenig Sinn, in ein Logo für eine Arztpraxis eine Blume zu bringen (es sei denn die Praxis steht vielleicht für alternative Heilmethoden) oder eine Autowerkstatt durch ein Fahrrad zu repräsentieren oder dergleichen.
  • Das Logo sollte wohl proportioniert und eventuelle Schriften ausreichend groß sein!
    Wenn Schriften innerhalb des Logos verwendet werden (z.B. der Name des Unternehmens oder der Claim), dann sollten diese immer ausreichend groß sein. Sind die Schriften zu klein, passiert mit dem Text das Gleiche wie mit einem zu detailreichen Logo – er ist u.U. nicht mehr lesbar.
  • Das Logo sollte in unterschiedlichen Formaten anwendbar sein!
    Ein sehr breites Logo mag auf dem Geschäftspapier oder auf einem Kugelschreiber funktionieren, aber bei der Verwendung in den sozialen Medien kann es schon mal schwierig werden, das breite Logo in eine quadratische Form zu bringen.

Deshalb:

„Ein Logo ist dann gut, wenn man es mit dem großen Zeh in den Sand kratzen kann.“

Das Zitat von Kurt Weidemann (2) bringt es absolut auf den Punkt.

Schlechte Bildsprache und Bildqualität
Schlechte Bildsprache und Bildqualität

5. Schlechte Bildsprache und Bildqualität

Verhaltenswissenschaftler Werner-Kroeber-Riel hat es so formuliert: „Symbole sind Schnellschüsse ins Gehirn“ (3). Wir benötigen ca. 150 Millisekunden um ein Symbol zu verarbeiten und nach weiteren 100 Millisekunden wissen wir dann auch, was das Symbol bedeutet. Was als Schnellschüsse ins Gehirn für Symbole gilt, gilt natürlich auch für Bilder.

Bilder bieten unzählige Möglichkeiten hinsichtlich Aussage und Wirkung. Sie müssen Gefühle, Erwartungen, Geschmack und Bedürfnisse der Zielgruppe ansprechen.

In der Bilderflut nicht unterzugehen, ist nicht immer ganz einfach. Über 95 Millionen Bilder und Videos werden täglich auf Instagram hochgeladen und geteilt. Die Plattform verwaltete bereits 2014 über 20 Milliarden Bilder – das entspricht einem visuellen Tsunami.
Deshalb sollten Bilder nicht allgemein und austauschbar sein. Sie müssen stark und aussagekräftig sein, um Neugierde zu erzielen und sie sollten auch dem Image des Unternehmens entsprechen. In diesem Zusammenhang ist die richtige Bildsprache wichtig und auch komplexer, als viele meinen. Hängt doch auch das mit Psychologie & Wirkung zusammen: Was macht ein Bild mit mir, wenn ich es betrachte?

Aber nicht nur die richtige Bildsprache ist wichtig, sondern auch eine gute Bildqualität. Zusammengequetschte, unscharfe oder verpixelte Bilder, extreme Über- oder Unterbelichtung: Bei der Verwendung von Bildmaterial sollte man lieber auf gute Fotografen/Fotografinnen oder auf professionelle Bilder aus Stock-Datenbanken zurückgreifen.

Deshalb:
Genau überlegen: Welches Bild oder welche Grafik gibt dich und dein Angebot am besten wieder. In den Designwerken immer auf eine einheitliche Bildsprache in der gleichen Anmutung und auf Bildgrößen und Auflösungen achten. Die Farbigkeit sollte immer dem Thema / Projekt entsprechen.

Möchtest du wissen, wie man nicht nur diese Sünden im Grafikdesign vermeidet und lernen, wie du selbstständig ein gutes Design umsetzen kannst?

Oder benötigst du Unterstützung beim Umsetzen deiner Designprojekte und Antworten auf alle großen und auch kleinen Design-Fragen?

Andrea Michalowski (ARTS&DESIGN)
Andrea Michalowski (ARTS&DESIGN)

Mein Name ist Andrea Michalowski und ich bin Gründerin der Agentur ARTS&DESIGN. Ich unterstütze kleine und mittelständische Unternehmen sowohl im Klassischen als auch im Online-Marketing. Zusätzlich veranstalte ich Workshops rund um die Themen Marketing & Grafikdesign, in denen ich dir zeige, wie du Designs speziell für deine Zielgruppe entwickeln kannst.

Wenn du mich, meine Arbeit und meine Mentorenprogramme kennenlernen möchtest, buche gerne einen Termin für ein kostenloses und unverbindliches Beratungsgespräch in meinem Online-Kalender. Ich freue mich, dich kennenzulernen.
Zu meinem Online-Kalender: https://artsanddesign.de/#termin
Kontakt: kontakt@artsanddesign.de

Zitat-Quellen:

  1. (1) „Wer nicht wirbt, stirbt!“ (Henry Ford, Quelle: https://gutezitate.com)
    (2) „Ein Logo ist dann gut, wenn man es mit dem großen Zeh in den Sand kratzen kann.“ (Kurt Weidemann, Quelle: https://onlinemarketingfans.de)
    (3) „Symbole sind Schnellschüsse ins Gehirn“ (Werner-Kroeber-Riel, Quelle: Universität Wien „Visuelle Kommunikation in der Anzeigenwerbung am Beispiel von Social Advertising“, https://phaidra.univie.ac.at/)

Bildnachweise:
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